Seit mehr als 500 Jahren wollten die Menschen eine Wasserstraße zwischen Nord- und Ostsee bauen. Der Kanal wurde schließlich im Jahr 1895 gebaut. Er hat sich im Laufe der Jahre zur meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt entwickelt. Manche Menschen interessieren sich mehr für Kreuzfahrtschiffe als für Frachtschiffe. Schiffe aus aller Welt ziehen vorbei, wenn man auf den Plattenwegen des Kanals spazieren geht oder mit dem Fahrrad fährt. Mit dem Umland und den drei Kanalstädten Kiel, Rendsburg und Brunsbüttel ist die fast 100 km lange Wasserstraße ein Magnet für Menschen, die sich erholen und Neues entdecken wollen. Wenn ein Kreuzfahrtschiff durch den Kanal fährt, sind die “Logenplätze” am Ufer sehr beliebt. Viele Menschen, die Traumschiffe mögen, schauen immer in den “Passagekalender”, um dabei zu sein, wenn ihre Lieblinge auftauchen. Aber auch wer noch nicht so weit ist, kann auf eines der schneeweißen Luxushotels treffen, wenn er zwischen Mai und Oktober am Kanal entlang spaziert oder radelt. Im vergangenen Jahr fuhren die Kreuzfahrer in dieser Zeit 120 Mal zwischen Brunsbüttel und Kiel.
Fakten
Der Kiel Canal, wie seine internationale Bezeichnung lautet, verbindet die Elbe bzw. die Nordsee mit der Ostsee und verbindet die beiden Mündungsorte Brunsbüttel im Westen und Kiel-Holtenau im Osten. Insgesamt beträgt seine Länge 98,6 km bei einer Breite von 162 m an der Wasseroberfläche bzw. 90 m an der Kanalsohle. Seine Tiefe von 11 m erlaubt die Passage von Schiffen mit einem maximalen Tiefgang von 9,5 m. Die Schleusen an den Mündungen halten den Wasserstand unabhängig von den Gezeiten konstant.
Eine Überquerung des Kanals ermöglichen zum einen 14 Fähren, deren Benutzung für Autos, Fahrräder und Fußgänger dank einer kaiserlichen Verordnung anlässlich der Kanaleröffnung bis heute kostenlos ist. Während die Fähren früher an Seilen oder Ketten befestigt waren, werden sie heute von Kapitänen frei gesteuert.
Zum zweiten existiert bei Rendsburg seit 1961 ein Autotunnel bzw. seit 1965 ein Fußgängertunnel. Der Zugang zur 130 m langen Röhre erfolgt per Aufzug oder über eine der längsten Rolltreppen Europas.
Fun Facts: Während der Passage des Kanals bekommt die jeweilige Schiffsbesatzung Unterstützung: Zum einen erfassen die sogenannten „Lenker“ jedes Schiff bereits in den Schleusen und berechnen z. B. aufgrund dessen Größe und Geschwindigkeit, ob es bei Gegenverkehr in einer der dafür vorgesehenen Ausweichbuchten warten muss. Außerdem begleiten Lotsen die größeren Schiffe.
Touren und Ausflüge an der Nordseeküste
Schleusen entlang des NOK
Das Einschleusen und Ausschleusen ist eine aufregende Tätigkeit für Beobachter. Sie können nicht nur zahlreiche kleine und große Schiffe aus aller Welt sehen, sondern auch die Schleusenwärter bei der Arbeit beobachten. Die Brunsbütteler und die Kieler Holtenau-Schleusen sind technische Wunderwerke. Eine neue und eine alte Doppelschleuse sperren den Kanal an beiden Enden gegen die wechselnden Wasserstände von Elbe und Ostsee ab. Die beiden Schleusen eines Paares liegen parallel zueinander; normalerweise wird eine Schleuse für die Einfahrt und die andere für die Ausfahrt genutzt. Die Neue Schleuse hat eine Nutzlänge von 310 Metern und eine Breite von 42 Metern. Der maximal zulässige Tiefgang beträgt in der Regel 9,5 m. Die alten Schleusen haben eine Nutzlänge von 125 Metern und eine nutzbare Breite von 22 Metern; der zulässige Tiefgang beträgt in Brunsbüttel 6 Meter und in Holtenau 7 Meter. Die Außenhäfen liegen außerhalb der Schleusen, aber der Kanal verbreitert sich an beiden Enden zu riesigen Binnenbuchten, in denen auch größere Schiffe an Kaimauern oder Dalben festmachen können.
Tipp: Sowohl die Schleuse in Kiel-Holtenau als auch die in Brunsbüttel freuen sich über Besucher. In beiden Anlagen machen Ausstellungen mit der Geschichte, der Technik und dem Verkehr auf dem Kanal bekannt.
Tunnel unter dem NOK
Bei Rendsburg überspannen ein Autotunnel und ein Fußgängertunnel den Kanal. Ursprünglich gab es hier eine Drehbrücke, die aber Ende der 1950er Jahre dem Verkehr nicht mehr gewachsen war. Der 1278 Meter lange Autotunnel wurde 1961 eröffnet. Fußgänger und Radfahrer bekamen 1965 ihren eigenen Tunnel. Die 130 Meter lange Röhre, die mit einem Aufzug oder einer Rolltreppe erreichbar ist, ist eine der längsten in Europa.
Fähren auf dem NOK
Vierzehn Fähren transportieren Fahrzeuge, Fahrräder und Fußgänger zwischen den beiden Seiten des Kanals. Die Benutzung ist dank Kaiser Wilhelm I. kostenlos. Der kaiserliche Erlass, der dies zur Zeit der Eröffnung garantierte, gilt noch heute. Eine Besonderheit ist die an zwölf Seilen aufgehängte Schwebefähre unter der Rendsburger Hochbrücke. Sie ist 14 Meter lang und 6 Meter breit und kann vier Autos und 60 Fußgänger in weniger als zwei Minuten über den Kanal befördern. Von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr abends “schwebt” das einzigartige Industriedenkmal von einem Ufer zum anderen.
Hochbrücken über dem NOK
Heute wird der Nord-Ostsee-Kanal von zehn Hochbrücken überquert, eine mehr als bei seiner Erbauung. Zwischenzeitlich haben Hochwasserentlastungen die 1893/94 errichteten Hochbrücken Holtenau und Levensau verbunden. Die Rendsburger Eisenbahn-Hochbrücke ist mit 2,6 Kilometern die längste der Hochbrücken. Als sie 1911/13 errichtet wurde, war sie das größte Stahlbauwerk der Welt. Die Aussichtsplattform mit 178 Stufen bietet einen unvergleichlichen Ausblick für Menschen mit Höhenangst.
Radfahren auf dem NOK
Die Voraussetzungen für eine erlebnisreiche Radtour sind gegeben. Auf der NOK-Route gibt es 325 Kilometer gut ausgebaute und markierte Wege zwischen Brunsbüttel und Kiel. Einige dieser Wege folgen direkt dem Kanal, andere führen auf Touren durch die unterschiedlichen Landschaften auf beiden Seiten. Mal führt der Umweg an imposanten und nostalgischen Industriedenkmälern vorbei. Ein anderes Mal führt er an stattlichen Landgütern, ruhigen Dörfern, stillen Naturgebieten, Fischern und Fährleuten vorbei. Entlang der Strecke sind Schilder mit Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und zur touristischen Infrastruktur angebracht.
Wer mit der Bahn anreist, kann sich von den Bahnhöfen in Burg/Dithmarschen und Kiel mit Shuttlebussen zu den Schleusen bringen lassen und so die Route bequem beginnen. Für mehrtägige Touren können Pauschalangebote gebucht werden, die auch den Gepäcktransport beinhalten. Der Nord-Ostsee-Kanal-Radwanderführer ist das Beste, was man für eine perfekte Radtour dabei haben kann. Er enthält detaillierte Karten und Routenübersichten, Stadtpläne und Informationen über touristische Angebote und Besonderheiten, die auf einen Blick zu erkennen sind.
Frischer Fisch entlang der Route
Aber man kann nicht nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß am Kanal entlang fahren. Angler zum Beispiel freuen sich über die vielen Fische, die es hier gibt. In Fährhäusern, Gasthöfen und Cafés mit “Fernweh-Blick” lassen sich Feinschmecker und Gourmets verwöhnen.
Brunsbüttel – Tor zwischen Nord- und Ostsee
Brunsbüttel ist eine Stadt mit einem Hafen und Schleusen am Elbe- und Nord-Ostsee-Kanal. Sie ist aus den folgenden Gründen einen Besuch wert: Hier kann man die großen Schiffe aus aller Welt aus der Nähe betrachten. Der Kanal ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Er hat riesige Schleusen, die die Schiffe rein- und rauslassen. Vom Brunsbütteler Deich aus kann man über die Elbmündung blicken und die großen Schiffe aus Hamburg beobachten, bis sie hinter dem Horizont verschwinden. Wollen Sie mehr erfahren? Dann besuchen Sie www.brunsbuettel.de und machen Sie eine Stadtrundfahrt. Lassen Sie sich “virtuell” von der schönen Grachtenstadt verzaubern. Danach sollten Sie allerdings Ihre sieben Sachen packen und “wirklich” nach Brunsbüttel fahren.
Idyllische Urlaubsregion Hanerau-Hademarschen am Kanal
Hanerau-Hademarschen ist ein toller Urlaubsort, weil er direkt am Nord-Ostsee-Kanal liegt und von Feldern und sauberen Wäldern umgeben ist. Dazu gehören die Gemeinden Beldorf, Bendorf, Bornholt, Gokels, Hanerau-Hademarschen, Lütjenwestedt, Oldenbüttel, Seefeld, Steenfeld, Tackesdorf und Thaden. Die Gegend ist ein guter Ausgangspunkt für einen Tagesausflug an die Nord- oder Ostsee. Sie können schwimmen, Tennis spielen und angeln, aber auch lange Radtouren und Spaziergänge entlang des Kanals unternehmen.
Für das neue Reitwegenetz gibt es Karten mit den Wegen. Auch Kulturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten: Sie können auf den Spuren des berühmten Dichters Theodor Storm wandeln, der sich 1880 nach Hanerau-Hademarschen zurückzog. Im Heimatmuseum des Kurortes Hanerau-Hademarschen ist die Stormstube nach ihm benannt. Sie zeigt, wie das Leben in der Vergangenheit aussah. Am Eingang zum Hanerauer Waldfriedhof steht eine Bronzestatue des berühmten Dichters. Sehenswert sind auch das Gut Hanerau, das auf einer Insel im schönen Mühlenteich liegt mit der historischen Wassermühle gleich daneben.
Selber einen Ausflug auf dem Schiff planen
Wer mit einem der vielen Ausflugsschiffe fährt, genießt die Aussicht vom Wasser aus. Seit mehr als 100 Jahren verbindet die imposante Eisenbahnhochbrücke mit ihrer Schwebefähre die beiden Seiten des Kanals in Rendsburg. Derzeit ist die Brücke jedoch wegen eines Unfalls gesperrt.
Sie möchten auf einem Schiff mitfahren, anstatt nur am Strand zu stehen und zu winken? Während der Saison verkehrt eine Flotte schneeweißer Ausflugsschiffe auf dem Kanal und seinen schönen Nebenflüssen. Zum Beispiel von Brunsbüttel nach Cuxhaven, elbaufwärts nach Hamburg oder durch den Gieselaukanal und die Eider nach Friedrichsstadt. Von Rendsburg aus starten auch Kanal- und Eiderschifffahrten. Ein echtes “Borteboot” aus Helgoland tuckert um die Rader Insel, und im Sommer werden Spreewaldkähne von Menschen auf der Burger Au gezogen. Wegen der Verkehrsregeln dauert die Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal immer acht Stunden. Rendsburg liegt fast genau in der Mitte und ist daher ein guter Ort zum Verweilen. Viele nostalgische Kanaltouristen beginnen und beenden ihre Reise hier. Der 103 Jahre alte Schaufelraddampfer “Freya” pendelt mit Zischen und Stampfen zwischen Kiel und Rendsburg hin und her.
Ausflüge mit der Nathurn, einem Helgoländer Börteboot
Ungewöhnliche und dramatische Kanaltour auf der “Nathurn”, einem Helgoländer Börteboot. Während der 90-minütigen Fahrt um die Rader Kanalinsel kommen Sie an der Schiffsentmagnetisierungsanlage vorbei, besuchen die Fischzucht im Schirnauer See und sehen den ursprünglichen Kanal des Alten Eiderkanals. Es gibt auch eine 120-minütige Kanal- und Inseltour und eine große Kanaltour (180 Minuten). Die Unterelbe und das Holsteiner Auenland in der Nähe von Hamburg heißen Besucher willkommen. Picknicken Sie an der Tiefsten Landstelle, fahren Sie mit der kleinsten Fähre oder mit dem ältesten fahrtüchtigen Segelschiff Deutschlands und erkunden Sie unsere Region mit dem Fahrrad.
Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals
Als der “Kaiser-Wilhelm-Kanal” 1895 offiziell eröffnet wurde, ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Seit mehr als 500 Jahren hatten Herzöge und Feldherren darüber nachgedacht, wie man die Ostsee und die Nordsee mit einer Wasserstraße verbinden könnte. Dies belegen Dokumente von Herzog Adolf I. von Gottorf aus dem 16. Jahrhundert, Wallenstein und König Christian V. von Dänemark (17. Jahrhundert). Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Eider schließlich bis nach Rendsburg schiffbar gemacht. Damit wurde eine 180 Kilometer lange Verbindung zwischen Kiel und Tonning geschaffen. Von Kiel nach Rendsburg brauchten die ersten beiden Schiffe, die von Pferden gezogen wurden, zwei Tage. Mit den Schleusen von Rathmannsdorf, Klein-Konigsforde und Kluvensiek sowie den schönen Packhäusern von Kiel-Holtenau, Rendsburg und Tonning sind die Spuren des Eiderkanals noch zu sehen. Aber die großen Kriegsschiffe passten nicht durch diese Wasserstraße. Also ließ Kaiser Wilhelm II. den “schnellen” Nord-Ostsee-Kanal bauen, das damals größte Bauprojekt in Deutschland. Er war vor allem für seine Kriegsflotte bestimmt. Da der Kanal den Schiffen den langen und manchmal stürmischen Weg um Skagen ersparte, wurde er schnell zur meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt. Jedes Jahr fahren etwa 41.000 Schiffe von Kiel nach Brunsbüttel, das sind etwa dreimal so viele wie durch den Panama- oder Suezkanal.
Da die Dampfschiffe immer größer wurden, wurde der erst 1784 fertiggestellte Eiderkanal schnell zu klein. 1886 wurde der Bau eines neuen großen Kanals von der Elbmündung über Rendsburg bis nach Kiel beschlossen. Kaiser Wilhelm I. legte am 3. Juni 1887 den Grundstein für Kiel-Holtenau. In den folgenden acht Jahren arbeiteten bis zu 8.900 Menschen daran, das Bett des fast 100 km langen, 67 m breiten und 9 m tiefen Kanals auszuheben. An vielen Stellen folgte der Kanal dem Verlauf des alten Eiderkanals, der ausgegraben und breiter und tiefer gemacht wurde. Dabei kam auch modernste Technik zum Einsatz, wie schwimmende Eimerkettenbagger, die speziell für den Kanalbau gebaut wurden. Insgesamt wurden etwa 80 Millionen Kubikmeter Erde bewegt. Straßen und Bahnlinien wurden unterbrochen, was eine Menge Ärger verursachte. Sechs Drehbrücken und zwei Hochbrücken wurden gebaut, und 16 Fährstationen wurden eingerichtet. Obwohl es keine Höhenunterschiede zwischen dem Kanal und der Nord- und Ostsee gab, waren Schleusen bei Holtenau und Brunsbüttel erforderlich, um das Kanalbecken vor den großen Wasserstandsschwankungen zu schützen. Am 20. Juni 1895 taufte Kaiser Wilhelm II. den Kanal in einer Feierstunde auf den Namen “Kaiser-Wilhelm-Kanal”.